Wahrscheinlich kennt jede:r das Gefühl, das mit Ambivlanzen verbunden ist: Eine innere Zerrissenheit, die belastende Konflikte in uns auslösen kann.

In der heutigen Welt stehen uns viele verschiedene Wahloptionen zur Verfügung. Egal ob Jobwechsel, Sabbatical, neue:r Lebenspartner:in oder Arbeiten im Ausland – alles scheint jederzeit und gleichzeitig möglich zu sein. In früheren Zeiten war es hingegen so, dass es gesellschaftliche – und meist auch akzeptierte – Begrenzungen gab. Der Lebensweg war für viele weitgehend vorgezeichnet. So war die eigene Berufswahl maßgeblich von der Familienhistorie beeinflusst und Eltern bestimmten wie selbstverständlich die Ehepartner:innen ihrer Kinder. Mittlerweile sind solche Praktiken glücklicherweise überholt. Heute können wir unseren Lebens- und Berufsweg selbst bestimmen und in jeglicher Hinsicht aus einem „bunten Blumenstrauß“ auswählen. Gleichzeitig empfinden wir die zahlreichen Möglichkeiten und Freiheiten, die sich uns bieten aber auch als Belastung.

Das gestiegene Maß an Individualität von Gesellschaften lässt auch das Maß an Eigenverantwortung für jede:n Einzelne:n steigen. Wir müssen uns selbst einen Weg durchs Dickicht bahnen. Dies führt dazu, dass wir uns heute stärker selbst hinterfragen und reflektieren. Dieses Hinterfragen mündet widerum in keinen einfachen, sondern vielmehr komplexen Antworten. Die Folge: Das Hin- und Hergerissen-Sein zwischen den Optionen nimmt zu.

Aber was bedeutet eigentlich Ambivalenz und was heißt es konkret, sich ambivalent zu fühlen?

Das Wort Ambivalenz stammt aus dem Lateinischen und setzt sich aus den beiden Wörtern „ambo“ (=beide) und „valere“ (=gelten) zusammen: Beides gilt. Die Ambivalenz beschreibt also einen inneren Spannungszustand, der durch das gleichzeitige Auftreten von gegensätzlichen, aber gleichwertigen Gefühlen hervorgerufen wird (z.B. Hassliebe). Die Konsequenz daraus ist, dass wir schwanken, uns zerrissen fühlen und zweifeln.

So verwundert es nicht, dass der Wunsch aufkommt, „Ordnung ins System“ bringen zu wollen und sich mittels professioneller Außenperspektive Unterstützung im Entscheidungsprozess zu holen.

Wie kann ein Coaching im Umgang mit den eigenen Ambivalenzen unterstützen?

Um die eigenen Ambivalenzen besser verstehen und auch annehmen zu können, hilft zunächst einmal die Erkenntnis, dass Ambivalenzen kein Krankheitsbild darstellen, sondern völlig normal sind und damit zu unserem Leben dazugehören. Widersprüchliche Regungen und Wahrnehmungen bestimmen schließlich unsere gesamte Existenz: Die meisten menschlichen Beziehungen bewegen sich zwischen extremen Gegensätzen hin und her.

Zentral im Coachingprozess ist es, sich Ambivalenzen mit Ruhe, Behutsamkeit, aber auch mit System zu nähern.

In einem ersten Schritt ist es wichtig, dass die beiden ambivalenten Pole klar herausgearbeitet werden und deutlich voneinander abgrenzbar sind. Bleiben die Pole hingegen verdeckt, unspezifisch, nebulös oder schwammig, überträgt sich dies auf den gesamten Coachingprozess. Die Folge: Klient:in und Coach:in drehen sich im Kreis.

Weiter gilt die Aufmerksamkeit weniger den inhaltlichen Schilderungen im Gespräch, sondern stattdessen den Interaktionen. Soll heißen: Es geht bei der Bearbeitung von Ambivalenzen darum, mittels Fragetechniken und Methoden einen „Kontakt“ zwischen den Polen zu ermöglichen, einen Kommunikationsprozess anzustoßen und gegebenenfalls einen Machtkampf aufzulösen.
Der Fokus sollte dabei auf der Herausarbeitung der Bedürfnisse der Klient:innen liegen, die bei den jeweiligen Optionen berücksichtigt werden möchten. Schließlich können Klient:innen nur dann gut für sich abwägen, wenn Preis und Nutzen auf beiden Polen deutlich werden.

Ambivalenzen sind in erster Linie kein kognitives, sondern ein emotionales Problem. Aus diesem Grund ist die Klärung einer Ambivalenz meist erst dann möglich, wenn es gelingt, von der kognitiven Ebene in die Gefühlsebene zu kommen.

Wer sich mit seinen ambivalenten Gefühlen intensiv auseinandersetzt, hat die große Chance, sich selbst besser zu verstehen und sich persönlich weiterzuentwickeln. Ich begleite meine Klient:innen beim Suchprozess nach ihrem innersten Ich und auf dem Weg zur

Selbsterkenntnis mit  Perspektive!