Frauen sind heute im Durchschnitt sehr gut ausgebildet: In der Schule schreiben sie regelmäßig die besseren Noten und machen häufiger Abitur als ihre Mitschüler. Auch an vielen Universitäten dominieren die Studentinnen. So belegen es zumindest die Zahlen. Dennoch begleitet vorrangig Frauen ein Gefühl von Selbstzweifeln bezüglich der eigenen beruflichen Leistung. Warum ist das so?

Hochstaplersyndrom“ – so nannte Ende der 1970-er Jahre die US-Psychologin Pauline Clance das Phänomen, das Menschen beschreibt, die trotz guter oder exzellenter Leistungen an ihren Kompetenzen zweifeln. Nach Meinung von Clance sind es vor allem Frauen, die sich mit Gedanken unter Druck setzen, den Erfolg nicht verdient zu haben. Sie glauben, nur mit Glück und ohne eigenes Zutun auf ihrer jetzigen Position gelandet zu sein, und befürchten, eines Tages als Schwindlerin enttarnt zu werden.

Und heute? Mehr als 40 Jahre später? Zweifeln Frauen immer noch an ihren Fähigkeiten? Und ob! Denn auch heute noch lenken Frauen die Aufmerksamkeit eher auf ihre Schwächen, auf die Dinge, die in ihren Augen verbesserungswürdig sind. Selbstverständlich gibt es auch Männer, die im Job unsicher sind, zweifeln oder Angst haben, nicht gut genug zu sein. Aber überspitzt lässt sich sagen: Frauen neigen dazu, sich zu unterschätzen. Frauen zögern häufiger, ihren Hut in den Ring zu werfen. Bevor sie sich auf eine höhere Position bewerben, überlegen sie erst, ob ihre Fähigkeiten oder Führungsqualitäten ausreichen. Im schlimmsten Fall hat der männliche Mitbewerber währenddessen schon laut „Hier!“ geschrien und seine Bewerbung auf den Tisch gelegt. Klingt nach überkommenem Stereotypen-Denken? Ist aber heute immer noch Realität.

Immer wieder erlebe ich Frauen in meinen Coachings, die einen übermäßig selbstkritischen Blick auf sich selbst haben. Diese Frauen sind sehr kompetent, stehen aber dennoch lieber in der zweiten Reihe. Warum? In der zweiten Reihe fühlen sie sich sicherer und geschützter, der Gegenwind bläst schwächer und wenn ihnen ein Fehler unterläuft, fällt die Kritik schwächer aus. Frauen haben zudem größere Sorge als Männer, sich eine Blöße zu geben. Frauen definieren sich stark über das „Außen“, also über das Feedback von anderen. Die Folge daraus: Frauen haben mehr Angst vor Zurückweisung, Ablehnung und Kritik. Sie sind dadurch verletzlicher und ziehen sich lieber in „geschütztere“ Bereiche zurück. Frauen führen ihre Erfolge häufig auf glückliche Umstände zurück und Misserfolge auf eigenes Versagen. Sie sprechen weniger über ihre Leistungen und tendieren eher dazu, diese für selbstverständlich zu halten.

Aus der Tendenz zur Untertreibung kann aber leicht eine sich selbst erfüllende Prophezeiung werden, die berufliche Erfolge hemmt. Wenn ich gegenüber meinen Vorgesetzten an meinen Fähigkeiten zweifle, kann ich sie nur schwer davon überzeugen, mir ein höheres Gehalt zu zahlen oder mir die Projektleitung zu übertragen. Ein ewiger Teufelskreis!

Aber hat sich für Frauen in den letzten Jahrzehnten nicht vieles zum besseren gewandelt, werden nun einige zu Recht fragen. War alles umsonst?

Nein – aber wir müssen an die tief in der Gesellschaft verankerten Glaubenssätze und Denkmuster ran und diese verändern. Dies gelingt zum einen durch strukturelle Veränderungen in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft, zum anderen durch eine begleitete Selbstreflexion der Frauen.

Meine Klient:innen dürfen im Coaching Klarheit für sich und ihre individuelle Situation gewinnen, ihren eigenen Wert erkennen, neue Impulse erwarten und ihre Selbstzweifel über Bord werfen.
Oder anders ausgedrückt:

Selbsterkenntnis mit  Perspektive!