Das Loslassen fällt vielen abgebenden Unternehmern schwer, da sie oft über viele Jahre hinweg Zeit, Energie, Leidenschaft und Herzblut in ihr Unternehmen investiert haben. Das Unternehmen ist häufig ein wichtiger Bestandteil ihrer Identität geworden und untrennbar mit ihrer Persönlichkeit verbunden. Es ist daher nur verständlich, dass es schwierig sein kann, sich von seinem Lebenswerk zu trennen.

Oftmals fehlt es an einer konkreten Vorstellung, wie das Leben nach der aktiven Phase im Unternehmen aussehen und welchen Platz man außerhalb des Unternehmens einnehmen könnte. Der Übergabeprozess erfordert Veränderungen und Neuorientierung, die mitunter sehr herausfordernd sein können. Der abgebende Unternehmer muss sich darauf einstellen, dass er nicht mehr alle Entscheidungen im Unternehmen treffen wird und die Verantwortung in andere Hände übergeben muss. Es erfordert eine Anpassung an die veränderte Situation und die Akzeptanz, dass das Unternehmen nun nicht mehr persönliches Eigentum ist. Der emotionale Prozess des Loslassens kann eine große Herausforderung darstellen.

Der Übergabeprozess eines Unternehmens kann für den abgebenden Unternehmer eine schmerzhafte Erfahrung sein, insbesondere wenn er das Gefühl hat, dass seine Lebensleistung nicht ausreichend gewürdigt wird. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass man nun nicht mehr alle Entscheidungen im Unternehmen treffen kann und die Verantwortung in die Hände des Nachfolgers übergeht. Oftmals führt dies zu einem verschließenden und zurückhaltenden Verhalten des Übergebers: Informationen werden zurückgehalten, Entscheidungen nicht getroffen oder es wird nicht mehr offen kommuniziert. Dies kann zu Konflikten und Missverständnissen führen und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Nachfolger verhindern. Eine klare Kommunikation, eine eindeutige Rollenverteilung sowie offene Gespräche helfen dabei, Konflikte und Unsicherheiten zu vermeiden.

Ein wichtiger Schritt bei einer Unternehmensnachfolge ist die Auseinandersetzung mit der eigenen Zukunftsperspektive. Auch wenn das Ende einer langen Karriere und eines intensiven Arbeitslebens bevorsteht, gibt es viele Möglichkeiten, weiterhin sinnstiftend tätig zu sein. Der abgebende Unternehmer sollte sich bewusst machen, dass sein Wissen und seine Erfahrung auch außerhalb des Unternehmens von hohem Wert sind und er eine wichtige Rolle in Wirtschaft und Gesellschaft spielen kann. So kann er beispielsweise als Mentor oder Berater tätig sein, sich ehrenamtlich engagieren oder an Netzwerken und Veranstaltungen teilnehmen. Wichtig ist, sich aktiv mit neuen Perspektiven und Möglichkeiten auseinanderzusetzen und zu überlegen, wie man seine Fähigkeiten und Kenntnisse auch außerhalb des Unternehmens gewinnbringend einsetzen kann.

Aufgrund der emotionalen Belastungen, die eine Unternehmensnachfolge mit sich bringt, neigen Unternehmer dazu, ihre Gefühlslage allein zu bewältigen, da sie es gewohnt sind, Dinge anzupacken und zu regeln. Doch es kann hilfreich sein, sich einzugestehen, dass man Hilfe von außen benötigt, um mit diesen Herausforderungen umzugehen. Ein Coach oder Berater kann dabei unterstützen, die eigenen Gedanken und Gefühle zu sortieren und eine positive Einstellung zum Übergabeprozess zu entwickeln. Der Austausch mit anderen abgebenden Unternehmern kann ebenfalls sehr wertvoll sein, um Erfahrungen und Tipps zu teilen und sich gegenseitig zu unterstützen.